Ich bin den ersten Teil des Duan (der Taiji-Form) bestimmt schon mehrere Tausend Male in meinem Leben gelaufen.
Gestern Morgen tat ich das auch. Und plötzlich lässt mich der Automatismus im Stich. Ich drehe die Hüfte für die Bewegung des Sperlingsschwanzes und nichts mehr stimmt. Die innere Logik der Bewegung ist verloren gegangen. Warum drehe ich die Hüfte? Wie drehe ich die Hüfte? Mit welchem Ziel drehe ich die Hüfte? Alles fühlt sich falsch an.
Es ist wie ein Zurück auf Null. Ich stoppe die Form und gehe statt dessen Zurück in die Grundübungen, zurück auf Los. Push 1 und Push 2, dann Peng, Lu, An, Chi. Das Fremdeln bleibt. Im Fremdeln aber nehme ich mit einem Mal meine Hüfte und mein Becken extrem intensiv wahr. Als würden wir uns neu begegnen, einen neue Verbindung aufbauen.
Die Fremdheit ist auch heute noch da und ich fürchte, das wird dauern. Gerade dachte ich, jetzt weiß ich, wie es geht, jetzt spüre ich die Mitte. Da verschiebt sich die Mitte und es ist, als bewege ich mich ins Nichts.
Ist das ein frustrierender Moment oder ist das ein glücklicher Moment. Noch hab ich’s nicht entschieden und sage mir: Dass der Taiji-Weg ein geradliniger sei, davon war ja auch nie die Rede. Also – weiterüben. Es gibt keine Geheimnisse, du musst nur immer weiter gehen um die Dinge zu sehen…